Buch-Tipp
Rathgeb, Eberhard: Deutschland kontrovers. Debatten 1945 bis 2005. Bonn, 2005
Die deutsche Debattenkultur hat sich im Lauf der vergangenen sechzig Jahre verändert. Neben Zeitschriften, Zeitungen und Bücher traten seit den sechziger Jahren das Radio und das Fernsehen. Theodor W. Adorno und andere Intellektuelle verstanden es sofort, das Radio für die Verbreitung ihrer Gedanken durch einen Vortrag oder durch ein Streitgespräch zu nutzen. Das Fernsehen unterläuft die Vorstellung von der intellektuellen Stringenz der Diskussionen, die sich nun in einen publikumswirksamen Schlagabtausch auflösen. Man kann sich den jungen Enzensberger, der immerhin die Intellektuellen anspornte, sich der Medien zu bedienen, im Kreis um Sabine Christiansen nicht vorstellen - Rudi Dutschke vielleicht, und er hätte die Talkshow zum Platzen gebracht - , man kann sich Robert Spaemann in Reinhold Beckmanns Sendung nicht vorstellen. Andere Intellektuelle und vor allem die Politiker haben den Sprung ins Fernsehen und in die dortige Debattenkultur gemacht - die Politiker haben diesen Sprung machen müssen, weil die Wähler gerne vor dem Fernseher sitzen.
Das Feuilleton der Zeitungen und einiger Zeitschriften nähren noch die traditionelle intellektuelle Vorstellung einer räsonierenden demokratischen Öffentlichkeit, die am gleichsam offiziellen hohen Reigen der Diskussionen mit Verstand teilnimmt Debatten lassen sich heute inszenieren, ein zaghaftes Für und Wider der Stimmen läßt sich schnell zur Debatte erklären.
Die immer wieder thematisierte Klage, dass sich deutsche Intellektuelle zunehmend aus aktuellen gesellschaftlichen Debatten heraushalten, ist auch ein wenig herauszulesen aus dem Nachwort von Eberhard Rathgeb in seiner Zusammenstellung "Deutschland kontrovers. Debatten 1945 bis 2005".
Gerade für jüngere Leser wird es interessant sein, in wie weit sich Intellektuelle aus Literatur, Wissenschaft, aber natürlich auch Politik in gesellschaftliche Diskussionen eingebracht und diese auch bestimmt haben.
"Deutschland kontrovers" ist ein Vademecum der deutschen Debattenkultur, eine Textsammlung wichtiger Stellungnahmen zu Themen, die Deutschland in den letzten 50 Jahren bewegten.
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Die deutsche Debattenkultur hat sich im Lauf der vergangenen sechzig Jahre verändert. Neben Zeitschriften, Zeitungen und Bücher traten seit den sechziger Jahren das Radio und das Fernsehen. Theodor W. Adorno und andere Intellektuelle verstanden es sofort, das Radio für die Verbreitung ihrer Gedanken durch einen Vortrag oder durch ein Streitgespräch zu nutzen. Das Fernsehen unterläuft die Vorstellung von der intellektuellen Stringenz der Diskussionen, die sich nun in einen publikumswirksamen Schlagabtausch auflösen. Man kann sich den jungen Enzensberger, der immerhin die Intellektuellen anspornte, sich der Medien zu bedienen, im Kreis um Sabine Christiansen nicht vorstellen - Rudi Dutschke vielleicht, und er hätte die Talkshow zum Platzen gebracht - , man kann sich Robert Spaemann in Reinhold Beckmanns Sendung nicht vorstellen. Andere Intellektuelle und vor allem die Politiker haben den Sprung ins Fernsehen und in die dortige Debattenkultur gemacht - die Politiker haben diesen Sprung machen müssen, weil die Wähler gerne vor dem Fernseher sitzen.
Das Feuilleton der Zeitungen und einiger Zeitschriften nähren noch die traditionelle intellektuelle Vorstellung einer räsonierenden demokratischen Öffentlichkeit, die am gleichsam offiziellen hohen Reigen der Diskussionen mit Verstand teilnimmt Debatten lassen sich heute inszenieren, ein zaghaftes Für und Wider der Stimmen läßt sich schnell zur Debatte erklären.
Die immer wieder thematisierte Klage, dass sich deutsche Intellektuelle zunehmend aus aktuellen gesellschaftlichen Debatten heraushalten, ist auch ein wenig herauszulesen aus dem Nachwort von Eberhard Rathgeb in seiner Zusammenstellung "Deutschland kontrovers. Debatten 1945 bis 2005".
Gerade für jüngere Leser wird es interessant sein, in wie weit sich Intellektuelle aus Literatur, Wissenschaft, aber natürlich auch Politik in gesellschaftliche Diskussionen eingebracht und diese auch bestimmt haben.
"Deutschland kontrovers" ist ein Vademecum der deutschen Debattenkultur, eine Textsammlung wichtiger Stellungnahmen zu Themen, die Deutschland in den letzten 50 Jahren bewegten.
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FHerbel - 12. Dez, 13:37
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